Duo Lorenzen-Ekberg
Schon der erste Blick auf das umfangreiche, drei Seiten umfassende Programm setzte die Phantasie in Gang und machte neugierig auf die bevorstehenden Hörerlebnisse: eine erste Hälfte mit Komponistinnen aus ganz Europa und eine zweite mit Komponisten aus der reichen Kunstlied-Tradition Schwedens. Insgesamt kaum bekannte Namen, aber, wie sich im Laufe des Abends herausstellen sollte, Kostbarkeiten europäischer Liedkunst, die allesamt eine regelmäßigere Berücksichtigung in unseren Konzertprogrammen verdienten.
Gleich zu Beginn ein Feuerwerk fesselnder und dabei spaßbetonter Neuer Musik: Der Münchener Komponist Moritz Eggert, mit dem das Duo eine besondere Zusammenarbeit verbindet, zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass auch heutzutage das Zusammenspiel klavier- und gesangstechnischer Möglichkeiten noch lange nicht zu Ende ausgelotet ist. Unglaublich das Spektrum an Stimmfarben, das in den teils recht skurrilen Kompositionen auf kleinstem Raum gefordert ist und von der Sängerin virtuos und mit viel darstellerischer Spielfreude erbracht wird. Die Aufgaben des Klavierbegleiters erweitern sich auf die eines Perkussionisten und mitunter auch szenischen Co-Akteurs, ebenfalls mit vokalen Aktionen – die Standard-Klangerzeugung mittels Taste tritt demgegenüber oft in den Hintergrund.
Konventioneller, doch mit bemerkenswerter Ausdrucksvielfalt ging es in den übrigen, sämtlich von Frauen komponierten Liedern der ersten Hälfte zu, ob eher impressionistische Klänge der Polin Grażyna Bacewicz oder die Romantik der Österreicherin Johanna Müller-Hermann, der das Duo kommenden Herbst ein Album widmen wird. Es war faszinierend zu erleben, wie authentisch Kathrin sich in die in den Liedern geschilderten Situationen hineinversetzen und das Publikum damit in den Bann ziehen konnte. Moderner wurde es noch einmal bei Claire Delbos, Frau des Avantgarde-Schwergewichts Olivier Messiaen: Mit Hilfe eines kompakten Synthesizers auf der Notenablage des Flügels sorgte Oskar für ein spannendes Zusammenspiel von elektronischen und akustischen Klängen.
Dass es dabei von den Zuhörenden nahezu unbemerkt blieb, wie eine Saite im bereits in die Jahre gekommenen Flügel plötzlich nachgab, muss ihm ebenfalls hoch angerechnet werden: Abgesehen vom ohnehin schon anspruchsvollen Klavierpart musste der Ton vermieden oder sehr unauffällig behandelt werden, bis in der Pause die detonierte Saite (mit einem Radiergummi) vorübergehend zum Schweigen gebracht werden konnte.
Nach der Pause gab es dann einen eindrucksvollen Einblick in die Klavierlied-Tradition Schwedens, die es verdient, hierzulande viel häufiger zu Gehör gebracht zu werden. Der deutsch-österreichischen Romantik nicht unähnlich, spielt auch hier die Idealisierung der Natur wie auch der Liebe eine besondere Rolle. Auffällig die Sorgfalt und Liebe zum Detail, die viele Komponisten dem Klavierpart zukommen lassen, wie es beispielsweise Hugo Alfvén, der große Klangmaler, tut. Oskars klanglicher Umsetzung zu folgen, sofern man sich einen Augenblick von Kathrins fesselndem Vortrag lösen konnte, war eine große Freude. Kathrin wiederum macht ihre mühelose Beherrschung der verschiedenen Stimmregister und feiner farblicher Abstufungen zu einer jungen Künstlerin auf der Schwelle zur Meisterschaft, ebenso wie ihre interpretatorische Sicherheit: nicht mehr Ausdrucksmittel als unbedingt nötig – die aber zu hundert Prozent.
Der „Sommarpsalm“ aus dem Film „Wie im Himmel“ beschloss als Zugabe den Abend, und einige Zuhörer:innen (wenn auch nicht alle der etwa 140 Anwesenden, wie es vielleicht in Schweden zu erwarten gewesen wäre) nahmen das Angebot zum Mitsingen dankbar an.
In einer Woche wird Kathrin in Uppsala unter dem Dirigat des berühmten Komponisten und Chorleiters John Rutter die Sopranpartie in dessen Requiem übernehmen – eine Solokarriere, über die wir uns mit ihr von Herzen freuen. Ebenso freuen wir uns auf ein Wiedersehen, ob in unserer Konzertreihe oder anderswo in unserer Region!












