DoubleBeats

Double Beats – das international gefeierte Duo Lukas Böhm und Sergey Mikhaylenko brachte das erweiterte Forum zum Beben: Mit einem beeindruckenden Arsenal an Schlaginstrumenten und einem Programm zwischen Barock, Minimal Music und zeitgenössischer Virtuosität zeigten die beiden Percussionisten, wie klangfarbenreich und emotional Schlagzeugkunst sein kann. Ein Heimspiel für Lukas – und ein mitreißender Abend voller Energie, Präzision und musikalischer Kontraste, der das Publikum in Staunen und Begeisterung versetzte.

Anders als bei den meisten Kammerkonzerten war für den Auftritt der beiden Schlagzeuger das erweiterte Forum mit der doppelten Saalfläche vorbereitet worden - was sich als eine glückliche Entscheidung herausstellte: Zum einen beanspruchte das mitgebrachte Instrumentarium schon einen erheblichen Platz und angesichts der zu erwartenden Geräuschentwicklung auch ein passendes Raumvolumen. Schließlich aber war es das Heimspiel von Lukas Böhm, eines international angesehenen Künstlers mit Satruper Wurzeln, das sich um die 140 Zuhörende nicht entgehen lassen mochten.

Schon der Anblick der vielen Instrumente, Marimbas, ein Vibraphon, daneben weitere Mallets sowie verschiedene Trommelinstrumente, weckte die Neugier auf den ersten Ton. Was folgte, war ein beeindruckend facettenreiches Programm, das mit scharfen Kontrasten und klanglichen Nuancen überraschte: hier melodiöse Mallets, dort pulsierende Trommeln; hochvirtuose Energie im Wechsel mit zarter, fast klavierhafter Sensibilität; barocke Eleganz neben zeitgenössischer Direktheit; irisierende Klangflächen kontra treibende rhythmische Patterns.

Am Anfang steht eine Komposition des Amerikaners Philip Glass, der mit dem Konzept der minimal music die Musik in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts entscheidend mitprägte und dabei gerade auch Schlaginstrumente mit seinen Werken bedachte. Klangkaskaden in atemberaubender Geschwindigkeit auf den beiden Marimbas, dabei selbstverständlich 100% synchron und mit den für die Minimalisten so typischen Verschiebungen um wenige Zählzeiten oder Bruchteile davon: Ein Tanz auf dem Vulkan (Lukas: Wenn du nur einen Wimpernschlag lang träumst, brauchst du nicht mehr weiterzuspielen).

Als wohltuender Kontrast zu diesem aufregenden Statement eine Bearbeitung von Prokofjews Prélude op. 12 № 7, ursprünglich für Klavier, ergreifend in spätromantischer Fasson wiederum von zwei Marimbas gespielt. Wie Lukas in seiner an Wissenswertem über die Schlagzeugerzunft reichen Moderation erläutert, sind Bearbeitungen bestehender Werke gang und gäbe, ebenso aber auch Auftragskompositionen: ein weiterer Spannungsbogen an diesem Abend.

Also gleich wieder zurück in die Gegenwart: Zwei Kompositionen für Trommeln und andere unbestimmte Schlaginstrumente, Modern Notion 1 und 2 von Vincent Vogel, Paukist bei den Berliner Philharmonikern, umrahmen ein Werk des Amerikaners Marc Mellits, Bump, in dem dieser die klanglichen Möglichkeiten der Mallets genauestens auslotet und mit rhythmischen Mitteln zu den verschiedensten Klangwirkungen gelangt. Erstaunlich an den Notions wiederum, wie lebendig und bei Weitem noch nicht gestalterisch ausgeschöpft der gute alte 4/4-Takt in der zeitgenössischen Musik ist.

Die zweite Hälfte beginnt mit Igor Strawinskys Tango und einem Barockstück, Les Cyclopes von Jean Philippe Rameau, wiederum in Bearbeitungen für die Melodieinstrumente. Anders als zu Strawinskys Zeiten gab es am französischen Hof natürlich keine Mallet-Instrumente, was man bei dem verinnerlichten, mit viel pianistischem Ausdruck versehenen Vortrag der beiden Künstler leicht vergessen kann.

Zwei ausgedehnte für DoubleBeats komponierte Auftragswerke, Dialogo & Esegesi von Roberto Bocca und Face2Face von Liu Heng beschließen den Abend. Der Titel des letzten Stücks ist Programm: Die beiden Ausführenden stehen sich direkt gegenüber in einem elektrisierenden und hochvirtuosen musikalischen Dialog, was auch vereinzelte vokale Aktionen nicht ausschließt. Ein fulminanter Abschluss eines mitreißenden Konzerts, für das sich das Publikum mit langanhaltendem Applaus bedankte.

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